Gründung des Kneipp-Verein Berlin e.V.

Geschichtlicher Überblick

Durch das Wirken und die Vorträge von Pfarrer Sebastian Kneipp, durch die Kooperation mit Ärzten sowie der Unterstüzung von dankbaren Patienten wurden in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts viele Kneipp-Vereine gegründet, allen voran der Kneipp-Verein in Bad Wörishofen. Weitere Vereinsgründungen folgten im gleichen Jahrzehnt in einer Reihe deutscher Städte und sogar im Ausland, zum Beispiel in Wien 1891 und Budapest 1893.

Am 6. Oktober 1892 wurde der Kneipp-Verein Berlin e.V. gegründet. Nur wenige Kneipp-Vereine können auf eine so lange Tradition zurückblicken. Gegründet wurde der Verein von Rechtsanwalt Dr. Händly, 1. Vorsitzender war der Juwelier J. A. Groß, sein Stellvertreter war Friedrich Meßmer. Er übernahm auch wichtige Aufgaben innerhalb des Kneipp-Bundes.

Zunächst waren die neu entstandenen Vereine als „Sektionen“ dem Wörishofener „Zentral-Kneipp-Verein“ angeschlossen. Erst durch das entschlossene Auftreten von Friedrich Meßmer kam es zur Gründung der Dachorganisation aller Kneipp-Vereine, dem Kneipp-Bund. Diese Organisation hatte vorübergehend ihren Sitz in der damaligen Reichshauptstadt Berlin. Die Geschicke des Kneipp-Bundes wurden 24 Jahre lang von Berlin aus gelenkt, bis der Bund 1921 in Bad Wörishofen fest angesiedelt wurde.

Gleichzeitig war Friedrich Meßner auch Herausgeber der Zeitschrift „Der Kneippbund“, die später umbenannt wurde in die „Kneipp-Blätter“.

Der Kneipp-Verein Berlin spielte Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle innerhalb der Kneipp-Bewegung.

 

Fakten zum Kneipp-Verein Berlin e.V.:

  • Vereingründung im Jahr 1892 mit 64 Mitgliedern
  • 1894 hatte der Verein schon 291 Anhänger, darunter drei Vereinsärzte
  • Es gab in jedem Stadtteil Gelegenheit zu Kneippanwendungen

Die Idee der Naturheilkunde fand in der damaligen Zeit einen großen Widerhall. Etwa ein halbes Jahr nach der Gründung, im April 1893, hielt Pfarrer Sebastian Kneipp zwei Vorträge in Berlin, die einen großen Zulauf hatten. Über den glänzenden Empfang, der Kneipp dort zuteil wurde, berichteten die Medien wie folgt:

Der 3.000 Personen fassende, mit Stuck- und Malerarbeiten prächtig dekorierte Concordia-Saal, war bis auf den letzten Platz besetzt, und das aus allen, ja selbst den höchsten Kreisen herbeigeeilte Publikum harrte bereits des großen Meisters. Als dieser, begleitet von den Mitgliedern des Vorstandes, den Saal betrat, bot sich dem Beobachter ein ergreifendes Schauspiel dar.

Es erhob sich nämlich das gesamte Publikum ehrfurchtsvoll von den Sitzen und die jubelnden Zurufe des Willkommens verstummten nicht eher, bis der Herr Vortragende sich zum Sprechen anschickte.

Am Schluss des Vortrags brach die Zuhörerschaft in nicht enden wollende Bravo- und Hochrufe aus; es entstand ein beängstigendes Drängen zum Rednerpult hin, das Händedrücken wollte nicht aufhören, kurz: Das erstmalige Auftreten des Herrn Pfarrer Kneipp in der Hauptstadt des Deutschen Reiches hatte einen glänzenden, durchschlagenden Erfolg.

Nach einem weiteren zweistündigen Vortrag am darauf folgenden Tag, der das Publikum ebenso begeisterte, wurde Sebastian Kneipp vom 1. Vorsitzenden des Berliner Kneipp-Vereins, Herrn Groß, ein silberner Lorbeerkranz auf blauem Samtkissen überreicht.

Pfarrer Sebastian Kneipp unternahm im Jahr 1896, im Alter von 75 Jahren, auf Drängen seiner Anhänger, nochmals eine große Vortragsreise durch Deutschland, unterer anderem auch nach Berlin. Erneut müssen es an die 3.000 Zuhörer im Concordia-Festsaal gewesen sein. Und wieder wurde der Abend ein großer Erfolg.

Nur wenige ahnten damals, dass die Anstrengung der Vortragsreisen Kneipps bereits angegriffene Gesundheit verschlechterte. Etwa ein Jahr später, am 17. Juni 1897, starb Monsignore Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen.